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„Let’s put Christ back into Christmas!“ (zu deutsch in etwa: Lasst uns Christus wieder in Weihnachten zurückbringen) So lautet ein bekannter Song, der hierzulande zur Weihnachtszeit häufig im Radio gespielt wird. Der 1970 von Tammy Wynette gesungene und von Sony Music Entertainment produzierte Song1, will die religiöse Seite von Weihnachten wieder ins Licht rücken:

„Die gesegnete Wahrheit lasst uns hören, lasst uns dieses Jahr Christus wieder in Weihnachten zurückbringen, Weihnachten ist der Geburtstag unseres Königs.“

Die „gesegnete Wahrheit von Weihnachten“ ist somit, dass Christus zu Weihnachten am 24./25. Dezember geboren wurde. Und das ist die erste Lüge hinsichtlich dieses Festes. Es ist heute von Religionsforschern und Historikern allgemein anerkannt, dass der Messias nicht im Winter auf die Welt kam. Die Zeit seiner Geburt ist weder biblisch noch anderweitig genau zu datieren. Einige Bibelforscher gehen vom Frühling aus, andere nehmen an, er sei im Herbst geboren. Wie es zur Herausbildung der Weihnachtsfeier am 25. Dezember kam, „gehört zu den dunkelsten [Fragen] der kirchengeschichtlichen Forschung“.2

 
Kirchenfenster Maria Sohn Weihnachten

 Inhalt der Artikelserie "Advent, Advent, ein Lichlein brennt ..."

1. Die verworrene Geschichte der Geburt Christi
2. Verehrung eines Babys in Endlosschleife
3. Candelifera, Juno, Lucia, St. Anna, Maria
4. Mit Kerzenlicht und Feuer gegen die Dämonen der Finsternis
5. Xmas/Christmess – Das Zeichen Kains

6. Vom Baum der Erkenntnis von Gut u. Böse zum Weihnachtsbaum
7. Unser Schöpfer und Erlöser ist anders - Der Baum des Lebens (folgt in Kürze)
8. „Ich komme bald!“ (folgt in Kürze)

 

 

Jaschua3-Nachfolger des ersten und zweiten Jahrhunderts mieden den Kontakt mit heidnischen Praktiken. Dafür wurden sie von den römischen Kaisern verfolgt und gefoltert. Die Wende kam mit Konstantin. Im Jahr 313 erließ er zusammen mit dem zu der Zeit herrschenden Kaiser Licinius (265-325) in Mailand das berühmte gemeinsame Toleranzedikt. Darin wurde festgesetzt, dass jeder derjenigen Religion folgen könne, die er für die richtige hielt. Die Catholic Encyclopedia von 1908 schreibt über das Edikt:

„Zweifellos wurde darin der Begriff ‚Gottheit‘ bewusst gewählt, denn er schließt eine heidnische Interpretation nicht aus.“4

Der Begriff „Gottheit“ kommt in der Bibel nicht vor. Er bereitete neben der Trinitätslehre die heidnischen Feste vor. Konstantin erwies beiden Religionen gleichermaßen seine Sympathie. Ab dem 3. Jahrhundert schlichen sich vermehrt pagane Bräuche in die gewachsene christlich-katholische Kirche ein. Ein Jahrhundert später verwischte sich der ursprüngliche Glaube zusehends.

„Ab dem vierten Jahrhundert fangen die Kaiser an, prägend in das Leben der Kirche einzugreifen, teils bleibt es bei fruchtlosen Versuchen, teils kommt es zu handfesten Veränderungen des kirchlichen Lebens.“5

Sol invictus - Die unbesiegbare Sonne Christus mit den Insignien des Sol invictus -    Mosaik aus der Nekropole unter dem Petersdom in Rom (3. Jahrhundert)Die Festzeiten und Festgebräuche behielt man in ihrer äußern Form bei, unterschob ihnen aber einen anderen Sinn. Den Priestern gelang es damit, das Volk leichter für das Christentum zu gewinnen. Die Heiden konvertierten scharenweise zur christlichen Religion, da sie ihr geliebtes Fest der Saturnalien weiterhin im Dezember feiern konnten. Der 25. Dezember war traditionell der Tag, an dem die Heiden die Wintersonnenwende feierten, den kürzesten Tag des Jahres. Am 25. Dezember zelebrierten die Ägypter den Geburtstag von Horus. Weitere Kulturen verehrten an diesem Tag ihre Götter: die Mesopotamier, die alten Griechen und die Perser. Die Bischöfe Roms und Kaiser Konstantin deuteten diese Feierlichkeiten um und nannten es das Fest der Geburt Christus. Wurde vormals die Geburt der unbesiegbaren Sonne (Sol Invictus) gefeiert, so widmete man jetzt dieses heidnische Fest der „Sonne der Gerechtigkeit Christi“. Der christliche Autor Lactantius (ca. 250-325) schreibt:

„Die Feierlichkeiten zu den Spielen sind Feste der Götter, da sie anlässlich ihrer Geburtstage oder der Einweihung neuer Tempel errichtet werden.“6

Die „christliche“ Feier der Weihnacht wird erstmals im römischen Chronographen von 354 u.Z. erwähnt. In den Festlisten von dem ersten lateinischen Kirchenschriftsteller Tertullian (ca. 150-220) und Origenes (185-ca. 253) findet sich dieser Brauch noch nicht. Die New Catholic Encyclopedia von 1967 vermutet den Ursprung des 25. Dezembers als Datum für die Geburt Christi im Geburtstag der „Unbesiegbaren Sonne“.

„An dem Tag, als die Sonne wieder in den nördlichen Himmel zurückkehrte, feierten die heidnischen Anhänger Mithras den Dies natalis Solis Invicti (Geburtstag der unbesiegbaren Sonne). Am 25. Dezember 274 hatte Aurelian [römischer Kaiser von 270-275] den Sonnengott zum Hauptpatron des Imperiums erklärt und ihm auf dem Marsfeld einen Tempel geweiht. Weihnachten entstand zu einer Zeit, als der Sonnenkult in Rom besonders stark verbreitet war. Obwohl die Ersetzung des heidnischen Festes durch Weihnachten nicht mit Sicherheit bewiesen werden kann, bleibt sie die plausibelste Erklärung für die Datierung von Weihnachten.“7

Das Traktat De Pascha Computus aus dem Jahr 243, das zu den Werken von Cyprian von Karthago zählt, legte die Geburt des Messias in den Frühling auf den 28. März. Wobei dieses Datum eher symbolisch gedacht war, da man annahm, dass Jesus „am Tag der Schöpfung der Sonne“ geboren wurde. Diese Schrift stammt aus einer Zeit „wo wir von der kultischen Feier eines Weihnachtsfestes noch keine Spur finden“.8 Nach Clemens von Alexandrien (ca. 150-215) fallen die möglichen Daten für die Geburt des Messias entweder auf den 20. Mai, den 19. oder 20. April. Das zeigt, dass zu dieser Zeit die Geburt weder am 6. Januar, noch am 25. Dezember festgesetzt war, und man von einer Geburt im Frühling ausging.9

Das Fest der Geburt Christi am 25. Dezember wurde von dem Erzbischof Johannes Chrysostomus (344/349-407) in Konstantinopel eingeführt und 395 endgültig übernommen.10 Im Osten wurde das Weihnachtsfest ursprünglich am 6. Januar gefeiert, gegen Ende des 4. Jahrhunderts wurde dagegen der 25. Dezember von der westlichen Kirche adoptiert. In Palästina wurde der 25. Dezember erst Mitte des 7. Jahrhunderts angenommen. Die Armenier akzeptierten den 25. Dezember nie.11

Ursprünglich handelte sich bei Weihnachten und Epiphanie12 um zwei konkurrierende Feste mit identischem Festinhalt. In Jerusalem wurde das Epiphaniefest als Geburtsfest des Messias gefeiert. Erst später wurde die Taufe des Messias zum Inhalt des Epiphaniefestes am 6. Januar.13 Die Taufe des Messias (Epiphania) scheint von der gnostischen Gruppe der Basilidianer im Osten festgesetzt worden zu sein. Clements von Alexandrien berichtet darüber. Von einer Feier an diesem Datum schreibt er nichts. Seine Ausführung lässt erkennen, dass er selbst eine Datierung der Geburt für „sinnlose Grübelei“ hielt.14

Erstaunlich ist es zu lesen, wie einige der frühen Kirchenväter den 25. Dezember rechtfertigten. Sie gingen davon aus, dass die Patriarchen des Alten Bundes nur eine vollständige bzw. vollkommene Zahl von Jahren gelebt haben konnten, weil sie eben „vollkommene“ Menschen waren. Das heißt, Patriarchen seien am Kalendertag der Geburt auch gestorben. Der Geburtstag war zugleich der Todestag. Das gleiche Prinzip wendete man auf den Messias an. Der Todestag stand unzweifelhaft fest (in der Westkirche im März, in der Ostkirche im April). So wäre gleichweise sein Geburtstag im März/April. Das konnte aber nicht wirklich mit einer Geburt im Dezember in Einklang gebracht werden. Man musste sich etwas einfallen lassen. Da war doch noch Marias Empfängnis!15 Dies schien die zündende Idee16 gewesen zu sein, das Datum der Empfängnis als Beginn der vollständigen Jahre festzusetzen. Damit fiel die Empfängnis Jesus mit seinem Todestag im März (gemäß Berechnung der Westkirche) zusammen, und neun Monate später konnte man die Geburt Christus am 25. Dezember feiern (in der Ostkirche war es dementsprechend der 6. Januar, da man vom Todestag im April ausging).17

Dass das Datum der Geburt des Messias im Nachhinein auf den 25. Dezember verändert wurde, zeigt der Daniel-Kommentar von Hippolyt (170-235 u.Z.) sowie die Ostertafel auf der 1551 in Rom ausgegrabenen Statue Hippolyts, welche die Geburt des Messias ebenfalls in den Frühling, 2. April, datiert. In einer späteren Handschrift des Daniel-Kommentars aus dem 10. Jahrhundert ist dagegen der 25. Dezember zu lesen. Auch die Chronik der Stadt Rom und die Beschreibung der 14 Regionen der Stadt Rom machen das deutlich.18 Aus diesen beiden Listen könnte man den Schluss ziehen, dass das Weihnachtsfest schon im Jahr 336 gefeiert wurde. Auch im Römischen Chronographen, der die staatlichen Feste erwähnt, scheinen nachträglich Ergänzungen vorgenommen worden zu sein. Für den 25. Dezember ist „Natalis invicti“ (Geburt der Unbesiegbaren) vermerkt.19 Es wurde somit zu der Zeit die Geburt Christi noch nicht am 25. Dezember gefeiert. Vielmehr wurde der „unbesiegbare Sonne“ die Ehre gegeben – ein heidnisches Fest.

Alles lässt sich zurechtrücken, verändern, anpassen. Um Allianzen mit der Welt einzugehen, ist jedes Mittel recht. Tückisch und schrittweise schleicht sich der Feind ein. Paulus verwunderte es, dass sich die Galater „so schnell abwenden“ ließen, „zu einem anderen Evangelium“ (Galater 1,6).

Weder Weihnachten, noch der uns traditionsgemäß bekannte Advent ist in der Bibel zu finden. Alles eine Erfindung der katholischen Kirche, die diese Bräuche aus der paganen Welt in ein christliches Kleid packte. So legte erst Papst Gregor der Große im 7. Jahrhundert die Zahl der Tage im Advent in Bezug auf das Weihnachtsfest auf vier Sonntage fest.

Advent bedeutet ‚Ankunft‘. Biblisch betrachtet ist damit das zweite Kommen unseres Erlösers gemeint, wenn Er Seine Gemeinde zu sich holt. Der Schweizer Theologe Emil Brunner (1889-1966) schrieb über die christliche Adventstradition:

"Die Adventszeit herausbrechen, weil man jetzt Christzeit hat, ist ein Zeichen dafür daß man nicht verstanden hat, was Christzeit ist."20

Im Gegensatz zur biblischen Botschaft erwartet die Christenheit jedes Jahr wieder die Niederkunft des Baby-Jesus. Im nächsten Kapitel werden wir sehen, wie dieser Brauch zustandekam und aus welchen heidnischen Quellen er sich speist.

Artikel 2 der Serie: Verehrung eines Babys in Endlosschleife




1 Nach einer Vorlage von dem Countrymusiker The Stonemans, der es erstmals 1968 zu Weihnachten mit ähnlichem Text gesungen hat. Up

2 A. Strobel, in: Hans Förster, die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche – Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests, Studien und Texte des antiken Christentums, Nr. 4, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 1 Up

3 Ich verwende nachfolgend anstelle des Namens ‚Jesus‘ den ursprünglichen hebräischen Namen Jaschua, eine Kurzform von Jahuschuah (vgl. Fußnote der Schlachter 2000 zu dem Namen Josua: „Hebräisch Jehoschua; dieser Name wird im Griechischen mit Jesus wiedergegeben.“ Dieser Name enthält den Namen Gottes JaHuWaH (JHWH) – JaHuWschuaH (JHWH ist Rettung). Der Name Jesus hat keine Ähnlichkeit mit dem Namen JHWH des Alten Testaments. Dieser Name steht aber immer im Zusammenhang mit dem zukünftigen Messias und weist auf Ihn hin. Wer zum Gottesnamen mehr wissen möchte, lese bitte den Artikel ‚Unser Schöpfer – Wie ist Sein Name und wie der Name Seines Sohnes?‘ Up

4 The Catholic Encyclopedia, 4. Band, The Encyclopedia Press, New York, 1908, S. 298 Up

5 Hans Förster, die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche – Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests, Studien und Texte des antiken Christentums, Nr. 4, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 16 Up

6 Lactantius, in: Carl Bötticher, Ergänzungen zu den letzten Untersuchungen auf der Akropolis zu Athen – großer Altar der Demeter zu Eleusis, S. 13-42, in: Philologus – Zeitschrift für das klassische Altertum, Ernst von Leutsch (Hrsg.), Band 25, Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1867, S. 30 Up

7 New Catholic Encyclopedia, Band III, Cahtolic University Press, Washington 1967, S. 656 Up

8 Hans Förster, die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche – Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests, Studien und Texte des antiken Christentums, Nr. 4, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 28-43 Up

9 ebenda, S. 28-43.37 Up

10 The Catholic Encyclopedia, Band 3, Special Edition under the Auspices of the Knights of Columbus Catholic Truth Committee, The Encyclopedia press, New York 1908, S. 724 Up

11 New Catholic Encyclopedia, Band III, Catholic University Press, Washington 1967, S. 656 Up

12 Epiphanie bedeutet Taufe des Messias. In der heutigen katholischen Welt ist es Heiligdreikönig am 6. Januar Up

13 Hans Förster, die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche – Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests, Studien und Texte des antiken Christentums, Nr. 4, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 196-197 Up

14 ebenda, S. 18 Up

15 Damals ging es um die „Empfängnis“ des Jesuskindes durch Maria. Später feierte man die „unbefleckte Empfängnis“ der Maria selbst aus ihrer Mutter Anna. Dass es das bedeutet, zeigt der Ausdruck „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Seit dem 7. Jahrhundert wird es gefeiert und am 8. Dezember 1854 erhob Papst Pius IX. (1846-1878) diesen Glaubenssatz in den Rang eines unfehlbaren Dogmas. Man feiert an diesem „Hochtag“ also nicht die Geburt des Messias, sondern die Geburt der Maria. Dazu mehr im 3. Artikel dieser Serie. Up

16 Von einer Idee in den Köpfen der Bischöfe kann man ausgehen, denn sie entbehrt jeglicher Logik. So gibt Hans Förster zu bedenken: ‚Müsste sich eigentlich eine Auseinandersetzung über diese Frage in den Texten des dritten und vierten Jahrhunderts finden lassen, warum bei Jesus von Nazareth die volle Zahl von Jahren anders gerechnet werden sollte als bei allen anderen Personen (Antike und auch der Gegenwart). Die Empfängnis Jesu am 25. März sei ‚durch eine geniale Berechnung entstanden, die den Geburtstermin Jesu am 25. Dezember rechtfertigen muss (...) Was, so muss man fragen, war dann die besondere Bedeutung der Empfängnis, wenn sie zwar den Beginn des irdischen Lebens bedeutet, wenn aber als Konsequenz die Geburt Jesu und nicht seine Empfängnis gefeiert werden muß?‘ (Hans Förster, die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche – Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests, Studien und Texte des antiken Christentums, Nr. 4, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 27.28 u. 30) Up

17 Vgl. Hans Förster, die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche – Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests, Studien und Texte des antiken Christentums, Nr. 4, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 26-30 Up

18 ebenda, S. 29.96 Up

19 Hans Förster, die Feier der Geburt Christi in der alten Kirche – Beiträge zur Erforschung der Anfänge des Epiphanie- und des Weihnachtsfests, Studien und Texte des antiken Christentums, Nr. 4, Mohr Siebeck, Tübingen 2000, S. 98-100.103 Up

20 Emil Brunner, die Bedeutung des Alten Testaments für unsern Glauben, in: Zwischen den Zeiten 8 (1930), S. 48 Up