„Und der König [Nebukadnezar] befahl Aspenas, dem Obersten seiner Kämmerer , dass er ihm etliche von den Söhnen Israels bringen solle, die von königlichem Samen und von den Vornehmsten sein sollten, …“

 

Dieser Sachverhalt wurde viele Jahre früher bereits durch den Propheten Jesaja dem König Hiskia mitgeteilt:

„Und von deinen Söhnen, die von dir abstammen werden, die du zeugen wirst, wird man welche nehmen, und sie werden Kämmerer sein im Palast des Königs von Babel!“ (Jesaja 39,7).

 

Aspenas der oberste der Kämmerer


Der Name Aspenas tauchte auf Keilschrifttafeln aus Nippur1 auf. Man nimmt an, dass dieser Name aus dem Persischen kommt. Es ist damit wahrscheinlich, dass dieser hohe Beamte Aspenas am Hofe Nebuadnezars ein Perser war. Viele Ausländer kamen damals zu Ruhm und Ehre im Dienst der babylonischen Chaldäer.

Der hebräische Titel für den obersten Kämmerer ist rab-saris und erscheint in aramäischen Schriften aus dem Jahre 682 v.u.Z. Teilweise wird dieser Ausdruck mit Eunuch übersetzt (besondern in englischen Bibelübersetzungen). Eunuchen sind männlichen Geschlechts, die man kastrieren ließ. An königlischen Höfen waren Eunuchen in vielen antiken Kulturen beliebt. Der oberste Kämmerer am Hofe Babylons war aber wohl eher kein Eunuch:

  1. Viele Jahre früher prophezeite Jesaja dem hebräischen König Hiskia:
    "Und von deinen Söhnen, die von dir abstammen werden, die du zeugen wirst, wird man welche nehmen, und sie werden Kämmerer sein im Palast des Königs von Babel!" (Jesaja 39,7)
    Auch hier wird dasselbe hebräische Wort saris für Kämmerer gebraucht. Von den jungen Israeliten, wie Daniel und seine Freunde, wurde sicher nicht prophezeit, dass sie zu Eunuchen werden würden.
  2. In 1. Mose 39,1 wird der Kämmerer Potiphar als saris bezeichnet, obwohl er verheiratet war (siehe 1. Mose 39,7).

 

Israel

Die 12 Sämme Israels
Mit Israel ist hier im Grunde nur noch von „Juda“ als Vertreter Israels die Rede. Denn nach der Zerstörung der Stadt Samaria 722 v.u.Z. hörte das Nordreich (926-722 v.u.Z.) mit den 10 Stämmen als separate Nation auf zu existieren. Das Nordreich wurde Israel genannt. Danach blieb nur noch das Südreich (926-587 v.u.Z.) mit den Stämmen Juda und Benjamin übrig. Das Südreich nannte sich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem. Von daher kommt auch das Wort „Juden“. Der Name „Israel“ wurde übernommen und wurde während des Exils und auch danach weiterhin benutzt.

Die 12 Stämme Israels waren die Nachkommen Jakobs (Sohn Isaaks und Enkel Abrahams). Der Name „Israel“ heißt hebräisch „Jascharel“ und bedeutet „JAH (Kurzform von JaHuWaH) unser Elohim (Gott) ist Sieg“. Der Name Juda heißt hebräisch „Jahuda“ und bedeutet „Volk JaHuWaHs“. Dies wird deutlich, wenn man das „d“ aus dem Wort Jahuda ausklammert. Das Südreich Juda blieb JaHuWaH länger treu, als das Nordreich Israel, welches vor seinem Untergang stark vom heidnischen Götzendienst durchzogen war.

infoIsrael ist wohl kein ursprünglich hebräischer Name. Denn im Hebräischen (ohne Vokalpunkte, die es in biblischer Zeit sowieso nicht gab) lautet der Name: ישראל. Die letzte Silbe אל steht für „El“, was unstrittig ist. Die ersten beiden Silben sind jedoch ישר. Es sind dieselben drei  Buchstaben des Wortes jaschar (ישר). Es ist doch ein enormer Unterschied, ob der Name mit „Jasch“ oder mit „Is“ beginnt. Jaschar hat die Bedeutung von „aufrecht, richtig, recht, rechtschaffen, gerecht, aufrichtig, geradlinig“.2 Mit ישראל scheint der Name „Israel“ außer der letzten Silbe kaum etwas gemeinsam zu haben. Mit vielen Bibelkommentaren kann man also annehmen, dass ישראל von jaschar kommt und somit Jascharel lauten muss. Denn Jakob kämpfte von Herzen aufrichtig mit dem Engel, um Seinen Segen zu erhalten. Dem „Aufrichtigen“ bzw. „Gerechten“ ist Sein Segen versprochen: „Durch den Segen der Redlichen [jaschar] kommt eine Stadt empor, aber durch den Mund der Gottlosen wird sie niedergerissen.“ (Sprüche 11,11)

Jascharel kommt im hebräischen Text in 5. Mose 32,15; 33,5.26 und Jesaja 44,2 in einer poetischen Form vor: Jascharun (mit Vokalpunkte jedoch immer im Deutschen als Jeschurun in den Bibeln geschrieben). Auch hier bedeutet der Name „Der Aufrichtige“. Im Neuen Testament benutzt Paulus das Wort jaschar, das im Grieschischen haplotetos (άπλότης) heißt. Das Wort beschreibt die aufrichtige Herzenshaltung gegenüber JaHuWaH und Seinem Sohn.3

In einem Kommentar zu 5. Mose 32,8 wird in einer alten Bibel aus dem18. Jahrhundert der Begriff  “Ben Jaschar El“ als „die Kinder des gerechten Gottes“ im Zusammenhang mit der Übesetzung der Septuaginta erwähnt.4 Wobei sich das Wort jaschar wohl eher auf die Kinder Gottes bezieht. Denn die Bedeutung ist, dass Jakob mit Gott gerungen und gesiegt hat (1. Mose 32,28). Deshalb geht man teilweise auch davon aus, dass der Name für „Gotteskämpfer“ steht und dass der Wortteil in „Israel“ von שׂרה (scharah = ringen/kämpfen) kommt. Aber auch dann müsste es Jascharel oder Scharahel und nicht Israel lauten. Dieses „kämpfen“ steht symbolhaft für das geistige „Ringen“, das „Ausharren“ im Glauben; „damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben.“ (Hebräer 6,12) Und umgekehrt könnte es auch bedeuten, dass der Gesandte (Engel) JaHuWaHs für Jakob kämpft/einsteht und ihn errrettet (jahscha). All dies scheint in dem Namen Jascharel vorhanden.

 

JaHuWaH hat viele Propheten (Elija, Jesaja, Jeremia, Amos, Hosea usw.) für Israel und Juda über einen Zeitraum von einigen Jahrhunderten beauftragt, damit sie die Menschen warnen, umzukehren zu ihrem Schöpfergott und vom heidnischen Götzendienst ablassen. JaHuWaH hat ihnen versprochen, dass wenn sie umkehren, Er ein Wunder wirken würde, um sie vor den Assyrern zu beschützen.

„Wie könnte ich dich dahingeben, Ephraim, wie könnte ich dich preisgeben, Israel? … Mein Herz sträubt sich dagegen, mein ganzes Mitleid ist erregt!“ (Hosea 11,8)

Wenn Sein Volk aber weiter seinen eigenen Weg geht, dann bleibe Ihm keine Wahl als sie den assyrischen Mächten schutzlos auszuliefern. 722 v.u.Z. gab JaHuWaH schließlich wehmütig das Volk auf, welches deutlich machte, dass es Ihn nicht brauchte und immer stärker der Sünde und dem Götzendienst verfiel (Jeremia 18,12-17; Jeremia 32,33-37). Er überließ das Nordreich Israel den Assyerern. Mit der Zeit wurde Judas Glaubensabfall noch schlimmer als derjenige Israels. Es gab jedoch auch Ausnahmen. König Hiskia wandte sich an seinen Schöpfergott mit ernsthaftem Flehen um Vergebung und um Hilfe. Und JaHuWaH half ihm (2. Chronik 32,20-22).

Bevor JaHuWaH Israel und Juda den Feinden auslieferte, tat Er das nicht, ohne vorher immer wieder versucht zu haben, sie zu retten. Wenn JaHuWaH jedoch jemanden „aufgibt“, bedeutet das Trennung. Trennung von der Lebensquelle. Es ist also nicht unser Schöpfer JaHuWaH, der sich von uns trennt, sondern wir Menschen sind es, die sich von Ihm trennen:

„… sondern eure Ungerechtigkeiten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben Sein Angesicht vor euch verhüllt, dass Er nicht hört.“ (Jesaja 59,2)

Aber selbst dann gibt Er dem Volk und jeden Einzelnen immer noch die Möglichkeit, wieder zu Ihm zurückzukehren (Hesekiel 33,11).

 

Von königlichem Samen und von den Vornehmsten


Daniel und seine Freunde, die nach Babylon gebracht wurden, dürften von königlicher Abstammung aus dem Königshaus Hiskias gewesen sein (Jesaja 39,7).   Damit hatten sie bereits in ihrer Heimat eine höhere Bildung erworben. Das hebräische Wort für „Vornehmsten“ ist „partemim“, ein Lehnwort aus dem Persischen. Man geht deshalb davon aus, dass das erste Kapitel Daniels im 1. Jahr der Regierung des persischen König Kyrus geschrieben wurde, als der persische Einfluss stark zunahm (Daniel 1,21).

Dass König Nebukadnezar Männer von königlichem Samen und von den Vornehmsten nahm, zeigt, dass er ein weiser König war. Er nahm bei seinen Eroberungen nicht nur Schätze mit, sondern suchte sich auch intelligente Männer aus, um sie an seinem Hof auszubilden, damit sie zur Entwicklung seines Landes beitrugen.




1 Nippur ist eine sumerische Stadt, die vor ca. 5000 v.u.Z. gegründet wurde. Sie war bis ins 8. Jahrhundert u.Z. bewohnt. Sie liegt südöstlich von Bagdad. Up

2 Auch die mittleren Buchstaben scheinen verdreht als „ra“. Während die erste Silbe „Is“ eher an „Isis“ erinnern könnte, lassen „ra“ eine Assoziation mit „böse“  (רַע/ra = böse/Unheil) zu. Up

3 In der Studienhilfe zur Schlachter 2000 heißt es dazu: „Eine lautere, aufrichtige, ganz auf Eines (nämlich den Herrn) ausgerichtete Herzenshaltung“. Up

4 Die heilige Schrift des alten und neuen Testaments nebst einer vollständigen Erklärung derselben, deutsche Übersetzung mit Anmerkungen von D. Romanus Teller, 2. Bd. Leipzig, 1750, S. 958 Up